Wir brauchen trans*Fläche!

Heute am 08.03.2021 haben wir, ein autonomer Zusammenschluss von trans*Personen ein Haus in der Steinstraße im Essener Südviertel besetzt.

Wir wollen Sichtbarkeit in der Gesellschaft für trans*Themen schaffen und hier ein selbst verwaltetes Zentrum für trans*Menschen schaffen. Wir brauchen geschützten Wohnraum in dem wir uns gegenseitig unterstützen und organisieren können. In den unteren Etagen wollen wir einen Laden eröffnen, der auch für die Aufklärung von cis Personen teilweise geöffnet sein wird.

Als ersten Akt für unser selbstorganisiertes Zentrum, haben wir ein Zine geschrieben (hier).

Es ist eine Art Abrechnung mit diesem Feminismus, wir meinen damit jenen der von cis Frauen geprägt, bestimmt und durchgeführt wird. Wir haben es satt nicht gesehen zu werden. Wir haben es satt, dass ihr uns ausschließt und zweitrangig behandelt. Wir fühlen uns in euren Programmen, Kongressen und Läden nicht gesehen. Wir wollen keinen Frauenkampftag und auch keinen mit Sternchen. Deswegen haben wir auch den 08.03. gewählt. Wenn ihr uns nicht in eure Programme und Planungen einbezieht, dann machen wir uns halt den antipatriarchalen Kampftag, den wir wollen und brauchen, selbst. Wir hoffen das viele das Zine lesen werden und können es hoffentlich in der 2. Auflage in mehrere Sprachen übersetzten. Wir fordern, dass cis Feministinnen sich selbst in der Verantwortung sehen, sich ihrer Privilegien bewusst zumachen und sich weiterzubilden.

Wir möchten zusätzlich auch auf die Wohn- & Baupolitik in Essen aufmerksam machen.

Die Wohnhäuser, zu denen auch unsere trans*Fläche gehört, stehen seit nun fast einem Jahr leer. Sie gehören zum Hochtief Komplex, an den Straßen Steinstraße und Gutenbergstraße. Die Hochtief AG möchte den kompletten Häuserblock abreißen, um dort einen größeren, modernen, neuen Firmensitz zu errichten. Dazu wurden bereits Gespräche mit der Stadt geführt und ein paar schicke Pressefotos geschossen – alles, was dem Vorhaben gerade noch im Wege steht, ist die Corona Pandemie, die den Abriss nun seit einem dreiviertel Jahr verzögert.

Wir fordern selbstverwalteten, kostenlosen Wohnraum für alle und sind gegen eine weitere Gentrifizierung des Essener Südviertels.

Das Südviertel besteht bald nur noch aus Quartieren und Campusen von irgendwelchen großen Konzernen, die sich ausschließlich für ihre Profite interessieren. Nebenbei werden solche Abriss- und Bauprojekte von der Stadt und den jeweiligen Konzernen als Greenwashing-Kampagnen aufgezogen und jahrelang bis in Detail geplant. Wie kann die Umsiedlung von dutzenden Menschen und der Abriss von mehreren, intakten Wohnhäusern und einem – ursprünglich unter Denkmalschutz stehendem – Bürogebäude für einen Luxus-Büro-Wolkenkratzer nachhaltig sein? Und wie das Denkmalschutzamt der Stadt Essen mit ihren „Schutzobjekten“ umgeht, schreit ja eigentlich auch nach einem Korruptionsskandal.

Riesige Gebäudekomplexe, die meist sogar die Stadt selbst besitzt werden strukturell vernachlässigt und in jahrelanger Kleinarbeit dem Verfall überlassen.

Beispiele hierfür sind das ehemalige Haus der Begegnung am Weberplatz, oder auch das alte Ledigenheim an der Seumannstraße.

Der Weberplatz wurde 2020 im Rahmen einer Kampagne für ein Zentrum antirassistischer Politik besetzt und innerhalb von 24 Stunden geräumt ( http://kampagnezap.de/ https://zentrumantirassistischerpolitik.blackblogs.org/ ).

Wenige Monate später, hieß es nun der Weberplatz würde abgerissen. Wir möchten an dieser Stelle uns mit dem antirassitischem Kampf solidarisieren. Und auch einräumen, dass wir als mehrheitlich weiße, able-bodied Gruppe an der eigenen Inklusivität und Repräsentation noch arbeiten. Wir möchten uns insbesondere mit BIPoC und migrantischen FLINT* Personen solidarisieren. Den Ausschluss, den wir trans* Personen durch den Mainstream-Feminismus erfahren, ist auch Realität dieser Menschen. Wir wollen einen Feminismus, der BIPoC, trans* und Inter* Personen, Menschen mit Behinderung und Menschen aus der Unterschicht miteinbezieht.

Wir sehen die Stadt und ihre ressourcenverschwendende Politk als natürlichen Alltag im Kapitalismus. Deshalb möchten wir hier auch nicht um einer bessere und vermeintlich sozialere, grünere, trans*freundlichere Politik betteln, sondern das Problem an den Wurzeln packen und uns das nehmen was wir brauchen, um zu Überleben und diese kapitalistische, cisnormative Gesellschaft zu bekämpfen. Die Häuser denen die sie brauchen!

Unser Kampf für das Zentrum TRANS*FLÄCHE & für eine vom Patriachat befreite Gesellschaft beginnt jetzt.

Für einen Antipatriachalen Kampftag, gegen jeden cis-Feminismus!

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